1/2 | SW Nachwort

Das vorliegende Buch macht den Versuch, die Methode des histo-
rischen Materialismus auszudehnen auf das logische Denken, seine
Gesetze und Kategorien. Zugleich soll es ein vorläufiger Beitrag
zur Theorie und Anwendung der materialistischen (marxistischen)
Dialektik sein. Es war die Absicht, durch eine Analyse des grund-
legenden Gesetzes des logischen Denkens, des Satzes vom Wider-
spruch nämlich, nicht nur in abstrakter, programmatischer Forde-
rund, sondern in konkreter Durchführung zu zeigen, wie das Sein
des Menschen die Grundlage auch seines logischen Bewußtseins ist
und wie die Seinsgrundlagen und Verwirklichungsbedingungen des
logischen Denkens im praktischen und gesellschaftlichen Leben des
Menschen liegen.

Der Gang der Darstellung schreitet so fort, daß vom Abstrakten
zum Konkreten, vom Logischen stufenweise (aber nicht geradlinig!)
zum Realen in der ganzen Fülle seiner Bestimmungen übergegan-
gen wird. Die konkrete Wahrheit kann nur schrittweise entwickelt,
entfaltet und gewonnen werden. Daher ist bei der Lektüre des
Buches zu beachten, daß oft Aussagen, die auf einer früheren Stufe
der Darstellung als richtig und gültig bezeichnet werden (bes. in
den logischen Erörterungen von Kap. 1 und 2), im weiteren Ver-
laufe der gedanklichen Entwicklung sich als unzureichende, als nur
vorläufige, unvollständige, abstrakte Erkenntnisse erweisen.

Die vorliegenden Untersuchungen bemühen sich um eine Weiter-
bildung und Ausführung des dialektischen Materialismus, d.h. der-
jenigen Richtung in der Philosophie, die von Marx und Engels be-
gründet, in erster Linie von Lenin weiterentwickelt wurde, und die
die unentbehrliche Grundlage alles proletarischen Denkens und
eine wichtige Waffe zur Befreiung der arbeitenden Menschheit dar-
stellt. Einsichten, die zum sicheren Bestande des Marxismus, zu
seinem ABC gehören, habe ich (bes. in nn. 321-360) oft nicht noch
einmal wieder begründet, sondern als sichere und selbstverständ-
liche Grundlagen vorausgesetzt. Das Verhältnis der bürgerlichen
Philosophien zum dialektischen Materialismus darf aber von diesem
nicht undialektisch als ein solches bloßer Feindschaft betrachtet
werden; vielmehr zeigen diese eine mehr oder weniger große An-
näherung an ihn. Am geringsten ist diese Annäherung bei den nach
rückwärts weisenden Richtungen der gegenwärtigen Philosophie,
bei ihren theologisierenden, platonisierenden und peripatetisieren-
den Strömungen. Wie aber die Elemente der neuen, der sozialisti-